„Tag der Epilepsie“ auch in Magdeburg

05.10.2012 -  

Die Belange von Epilepsiepatienten geraten oft in Vergessenheit. Deshalb gibt es Anfang Oktober auch in diesem Jahr wieder einen bundesweiten „Tag der Epilepsie“ der Deutschen Epilepsie-Vereinigung e.V. Aus diesem Anlass finden mehrere Aktionen in Sachsen-Anhalt statt, wie die Informationsveranstaltung mit dem Titel „Menschen mit einer Epilepsie - und wie sie damit leben“ am Samstag, 6. Oktober 2012, von 10.00 bis 13 Uhr im Zentralen Hörsaal (Haus 22) des Universitätsklinikums Magdeburg, Leipziger Straße 44. Betroffene, Angehörige und die interessierte Öffentlichkeit sind herzlich dazu eingeladen. Der Eintritt ist frei.

Es geht es um eine bessere Aufklärung über die Art der Erkrankung, die verschiedenen Diagnose- und Therapiemöglichkeiten und vor allem deren sozialmedizinische Konsequenzen nach einer Epilepsiediagnose. Veranstalter ist die „Gemeinschaftsinitiative Epilepsie Sachsen-Anhalt“, eine Interessengemeinschaft von Patientengruppen, Vertretern von Kostenträgern, wie z.B. der Rentenversicherung Mitteldeutschland und einigen Krankenkassen, niedergelassenen Ärzten und Krankenhausärzten. Sie hat das Anliegen, die Strukturen der Behandlung und Beratung für Epilepsie-Patienten in Sachsen-Anhalt zu verbessern.

An diesem Tag wird auch eine Lücke geschlossen und die Gründung des Landesverbandes „Sachsen-Anhalt“, eines in Deutschland bislang fehlenden Landesverbandes der Deutschen Epilepsie-Vereinigung, in die Wege geleitet. Die erste konkrete Initiative dieses Landesverbandes wird auf die Einrichtung einer Beratungsstelle für Menschen mit Epilepsie und deren Angehörige in Magdeburg, Bernburg und Halle gerichtet sein. So soll eine Beratungsstelle für ganz Sachsen-Anhalt geschaffen werden, um den mitunter sehr komplexen Probleme der Betroffenen besser entsprechen zu können und ihnen bzw. ihren Angehörigen die Koordination der Kontaktaufnahme mit den verschiedenen Anlaufstellen zu vereinfachen. Im Moment werden bei den verschiedenen Kostenträgern Gelder beantragt, so dass die Hoffnung besteht, dieses Ziel vielleicht sogar Anfang des nächsten Jahres wirklich zu bewerkstelligen.

Darüber hinaus lädt der in Magdeburg ansässige Verein für Epilepsiekranke und Angehörige e.V. am 10. Oktober 2012 von 10 bis 18 Uhr zum „Tag der offenen Tür“ im Vereinshaus, Scharnhorstring 18, zum Kennenlernen und zur individuellen Beratung ein.

Auch die Salzwedler Selbsthilfegruppe „Weniger Epilepsie - mehr Lebensqualität“ hat am 16. Oktober um 15 Uhr eine Veranstaltung zum Thema: „Epilepsie im Arbeitsleben - was nun?“ im Mehr-Generationen-Haus (Sonnenstr. 2 in 29410 Salzwedel) organisiert.

Berufliche Probleme treffen viele erwerbstätige Menschen mit Epilepsie in der einen oder anderen Weise. Aus diesem Grund wurde von der Universitätsklinik für Neurologie in Magdeburg eine Schulungsreihe in Zusammenarbeit mit dem Netzwerk Epilepsie in die Wege geleitet. Angesprochen sind Ärzte, Sozialarbeiter, Berufsberater und andere Mitarbeiter, die im sozialmedizinischen Sektor arbeiten. Im September, Oktober und November finden diese Schulungen jeweils einen Tag statt. Für interessierte Ärzte und andere Berufsgruppen, die im Gesundheitssektor arbeiten, findet zusätzlich am Abend des 17. Oktober 2012 das 3. Magdeburger Epilepsie-Symposium mit dem Thema „Altersspezifische und sozialmedizinische Aspekte der Epilepsie-Behandlung“ statt. Um Anmeldung wird gebeten in der Universitätsklinik für Neurologie, Frau Lemme, Leipziger Str. 44 in 39120 Magdeburg.

Epilepsie ist - nach der Demenz - die häufigste neurologische Erkrankung.

Viele Menschen sind von Epilepsie betroffen - man schätzt, dass es allein in Magdeburg 1.500 bis 2.000 Menschen sind. Ein epileptischer Anfall dauert in der Regel zwischen 2 bis 4 Minuten und ist - abgesehen von dem damit möglicherweise verbundenen Verletzungsrisiko - ein für den Betreffenden zunächst ungefährliches Ereignis. Epilepsien sind gut behandelbare Erkrankungen - bei etwa zwei Drittel der Betreffenden kann mit Hilfe einer medikamentösen Therapie dauerhaft Anfallsfreiheit erreicht werden.

Ein einzelner Anfall kann aber unter Umständen einschneidende Auswirkungen für den Betroffenen haben, da das Führen eines Kfz für eine bestimmte Zeit nicht mehr möglich ist; auch kann es zu beruflichen Problemen kommen. Um dem/der Betreffenden aber dennoch ein von der Epilepsie möglichst unbeeinträchtigtes Leben zu ermöglichen, gibt es zahlreiche Beratungs- und Unterstützungsmöglichkeiten, die den Betreffenden aber oft nicht bekannt sind. Daher bedarf es bei der Epilepsiebehandlung einer engen Zusammenarbeit zwischen Hausarzt und behandelndem Neurologen, einem auf die Epilepsie spezialisiertem Sozialarbeiter und ggf. einem auf die Epilepsie spezialisiertem Psychologen, den Kostenträgern (z.B. Agentur für Arbeit, Rentenversicherung, Krankenkasse), dem Arbeitgeber (oder der Schule) und dem Betroffenen und seinen Angehörigen.

Wie einschneidend solche kurzen Momente in dem ansonsten normalen Leben eines Menschen sein können, ist z. B. in der letzten NDR-Tatortsendung (Erstausstrahlung in der ARD am 09.09.2012) gezeigt worden: die Kommissarin Brandt kann ihrem Beruf als Partnerin des Kieler Hauptkommissars Borowski in der Mordkommission wegen ihrer epileptischen Anfälle nicht mehr uneingeschränkt nachgehen. Vom Autofahren und von der Teilnahme an gefährlichen Einsätzen, die die Benutzung einer Waffe erforderlich machen könnten, wurde ihr (zu Recht) dringend abgeraten.

 

 

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