Zu früh geboren, um ohne Hilfe überleben zu können

22.11.2016 -  

Jedes 11. Kind kommt mehr als 3 Wochen zu früh (vor 37 SSW) auf die Welt und braucht nach der Geburt medizinische Hilfe wegen Unreife der Atmung, der Nahrungsaufnahme und der Aufrechterhaltung der Körperwärme. Jedes 70. Kind wird sogar mehr als 8 Wochen zu früh (vor 32 SSW) mit einem Geburtsgewicht unter 1500 g geboren. Diese Frühgeborenen überlebten früher nur selten und noch seltener gesund. Heute haben sie in Perinatalzentren Level 1 (höchste Versorgungsstufe) realistische Chancen, gesund zu überleben. Ein solches Perinatalzentrum gibt es am Universitätsklinikum am Standort der Frauenklinik in Magdeburg-Stadtfeld.

Am 1. Januar 2006 legte der gemeinsame Bundesausschuss (GBA) verbindliche Regeln zur Behandlung von Risikoneugeborenen einschließlich Frühgeborenen in Krankenhäusern fest. Seitdem gibt es offizielle Perinatalzentren Level 1 für Hochrisikoneugeborene und insbesondere Frühgeborene < 32 SSW/1500 g Geburtsgewicht in Deutschland. Im gleichen Jahr verlegte die Kinderklinik ihre gesamte Neugeborenenmedizin in die Universitätsfrauenklinik in der Gerhart-Hauptmann-Straße.

Zum 10jährigen Jubiläum des Perinatalzentrums Level 1 widmet sich unsere diesjährige Perinatologische Fortbildungsveranstaltung für Frauen- und Kinderärzte Neugeborenen mit Herz- und ZNS-Erkrankungen sowie perinatalen Notfallsituationen allgemein. Die Betreuung von Mutter und Kind sollte uns immer das höchste Anliegen sein und zu jedem Zeitpunkt nach Optimierung streben lassen.

Prof. Dr. Dr. S.-D. Costa, Universitätsfrauenklinik
Prof. Dr. G. Jorch, Universitätskinderklinik

Wann
23.11.2016
16.30 Uhr bis ca. 20.00 Uhr

Wo
Hörsaal der Universitätsfrauenklinik Magdeburg

Programm

  • Begrüßung, Prof. Jorch
  • Koordination und Management bei perinatologisch relevanten Notfällen, Prof. Jorch
  • Versorgung angeborener neurochirurgischer Erkrankungen am Uniklinikum Magdeburg, OA Dr. Class
  • Perinatale Betreuung von Kindern mit congenitalem Vitium cordis, OÄ Dr. Lambrecht
  • Vorgehen bei Notfallsituationen in der Geburtshilfe, Prof. Costa / OÄ Dr. Redlich
  • Perinatologie: Einblicke – Ausblicke – gestern – heute – morgen, OA Dr. Böttger

Flyer zur Veranstaltung

500 g Mensch und 10 Wochen intensivmedizinische Betreuung rund um die Uhr

Frühchen-Ärztin-AuschnittAuf der neonatologischen Intensivstation im Perinatalzentrum der Uniklinik hat es Zuwachs gegeben: Soeben wurde ein Frühchen der 25. SSW mit 550 g aufgenommen. Bereits 4 Wochen zuvor war seine Mutter aus dem Norden der Altmark mit dem Rettungshubschrauber in die Frauenklinik des Perinatalzentrums verlegt worden. Daheim hatten Blutungen aus der Scheide eingesetzt und die Geburt stand unmittelbar bevor. Den spezialisierten Geburtshelfern im Perinatalzentrum war es gelungen, die Blutungen zu stoppen und eine Fehlgeburt mit 21 SSW zu verhindern. Außerdem konnte noch eine Kortisonbehandlung durchgeführt werden, die die Lungenreifung beim Kind um 2 SSW beschleunigte und das Risiko für Hirnblutungen verminderte. Nun aber war die Geburt nicht mehr aufzuhalten gewesen und man hatte sie nach guter Vorbereitung per Kaiserschnitt vollzogen. Die Behandlung des Kindes begann, unmittelbar nachdem es den Bauch der Mutter verlassen hatte. Die Nabelschnur wurde erst nach 1 min durchtrennt, um dem Kind noch wertvolles Blut aus der Plazenta zuzuführen. Es wurde dann gleich in einen Inkubator gelegt und in diesem Inkubator auf die benachbarte neonatologische Intensivstation gefahren. Hier werden nun ein Team von 10 neonatologisch geschulten Kinderärzten und 40 Fachschwestern rund um die Uhr aufpassen, dass das Kind auch ohne den Schutz der Gebärmutter heranwachsen kann. Zahlreiche High-Tech-Geräte, moderne Medikamente und die Ernährung mit speziell aufbereiteter Muttermilch helfen dabei.

Letzte Änderung: 11.12.2017 - Ansprechpartner: Webmaster