Experten bestätigen keine einzige Beanstandung bei Lebertransplantationen"

12.03.2013 -  

Das Magdeburger Universitätsklinikum wurde vor wenigen Tagen einer kurzfristig angesetzten Prüfung ihres Lebertransplantationsprogramms durch eine große externe Expertenkommission unterzogen. Mit der Bewertung konnten Klinikumsvorstand und die beteiligten Kliniken sehr zufrieden sein. „Es gab keine einzige Beanstandung“, bestätigt der Ärztliche Direktor, Dr. Jan L. Hülsemann.

Hülsemann Jan 2011Nach dem „Transplantationsskandal“ im Sommer vergangenen Jahres, bei dem an einigen Zentren die Zahl der Transplantationen durch manipulierte Patientendaten erhöht worden sein soll, hatten Gesetzgeber und Selbstverwaltung zahlreiche Maßnahmen für mehr Kontrolle und Transparenz in der Transplantationsmedizin beschlossen. Im Zuge dessen kontrolliert seit September eine unabhängige Prüf- und Überwachungskommission von Bundesärztekammer (BÄK), Deutscher Krankenhausgesellschaft (DKG) und dem Spitzenverband der gesetzlichen Krankenkassen (GKV) alle 25 Lebertransplantationszentren in der Bundesrepublik und fahndet nach Auffälligkeiten bei der Vergabe von Spenderorganen.

Kurzfristig kündigt dabei die Kommission ihren Besuch für den Folgetag an. Bevor das entsprechende Zentrum über die anstehende Kontrolle unterrichtet wird, gehen die  Experten die Unterlagen der Organvermittlungsstelle Eurotransplant durch, vergleichen Patientendaten, begutachten Laborwerte, Röntgenbilder und ärztliche Befunde. Das Expertenteam, das von Mitarbeitern der zuständigen Landesministerien begleitet wird, überprüft dann vor Ort im Rahmen einer hochkomplexen Tiefenprüfung die ihnen vorliegenden Angaben von Eurotransplant mit den in der jeweiligen Einrichtung vorliegenden Originalbelegen aller Patientenakten aus den Jahren 2010 und 2011 in allen Einzeldetails und unterziehen diese einer umfangreichen medizinischen Begutachtung. Die Prüfer befragen die Klinikvertreter zur Indikation der Transplantation, zu möglichen Besonderheiten sowie zur Dokumentation der Krankenblätter und der Verlaufskontrolle vor der Meldung an Eurotransplant.

An der Magdeburger Uniklinik wurden bislang über 200 Lebertransplantationen durchgeführt. Das im Zuge der Auswertung der Untersuchungen an einigen Uniklinika im Sommer ausgeweitete Kontrollsystem in der Transplantationsmedizin mit der Einführung des Mehraugenprinzips bei der Anmeldung von Wartelisten-Patienten ist an der hiesigen Uniklinik schon seit langem etabliert. Prof. Dr. Hans Lippert, Direktor der Universitätsklinik für Allgemein-, Viszeral- und Gefäßchirurgie, berichtet: „Bei uns gibt es einmal pro Woche eine interdisziplinäre Transplantationskonferenz. In dieser Ärzterunde wird ausschließlich anhand einer umfassenden Wertung des Krankheitszustandes, der Laborwerte und der radiologischen Untersuchung entschieden, ob und mit welcher Dringlichkeit ein Patient zur Organtransplantation bei Eurotransplant angemeldet wird. Manipulationen sind aus meiner Sicht  daher nicht möglich, weil sehr viele Kollegen an der Vorbereitung von Transplantationen beteiligt sind. Dieses transparente Verfahren, was jetzt eingefordert wird, ist bei uns bereits seit Jahren gängige Praxis.“ In dieser Transplantationskonferenz sind neben den direkt beteiligten operativen und konservativen Disziplinen auch Ärzte einbezogen, die nicht unmittelbar in das Transplantationsgeschehen eingebunden ist. In Magdeburg sind in diesem Podium gemeinsam mit den Chirurgen, Gastroenterologen, Nephrologen zum Beispiel auch die Radiologen, Labormediziner und Psychosomatiker vertreten.

Prof. Lippert„Wenn auch Manipulationen und Richtlinienverstöße in einem nicht erwarteten Umfang in der Vergangenheit festgestellt wurden, so muss auch registriert werden, dass mit viel Aufwand und hohem persönlichen Einsatz in den meisten Kliniken eine gute Transplantationsmedizin geleistet wird“, betont der bundesweit anerkannte Magdeburger Transplantationschirurg Prof. Lippert „Die gegenwärtige Situation hat zur Verunsicherung in der Bevölkerung geführt. Die Spendenbereitschaft ist zurückgegangen. Die wichtigste Aufgabe ist es derzeit, das Vertrauen der Bevölkerung wieder herzustellen. Die Kontrollen und die Einhaltung der Richtlinien sind der richtige Weg, dass die Transplantationsmedizin in Deutschland sicher, gerecht und transparent ist. Die eingeleiteten Sofortmaßnahmen sind dafür eine wichtige Grundlage.“

Letzte Änderung: 24.05.2019 - Ansprechpartner: Webmaster