Innovationsfonds fördert Projekt zur Bewertung der Versorgungsqualität in Notaufnahmen

19.01.2018 -  

Unter der Leitung von Prof. Dr. Felix Walcher werden Wissenschaftler der Universitätsklinik für Unfallchirurgie des Universitätsklinikums Magdeburg und weiterer Projektpartner ab Mai 2018 ein deutschlandweites Forschungsprojekt zur Bewertung der Versorgungsqualität in Notaufnahmen durchführen.

Die Zahl der in Notaufnahmen versorgten Patienten steigt seit Jahren kontinuierlich an. Aktuell werden jährlich ca. 21 Mio. Patienten in Notaufnahmen deutscher Krankenhäuser behandelt. Damit spielen Notaufnahmen die zentrale Rolle in der Notfallversorgung der Bevölkerung. Bislang ist das Versorgungsgeschehen dort aber kaum wissenschaftlich untersucht. So fehlen auch Untersuchungen zum Zusammenhang zwischen Qualitätskriterien, die in der Notaufnahme messbar sind, und den mittelfristigen patientenbezogenen Ergebnissen der Behandlung in der Notaufnahme. Eine Qualitätssicherung ist den Leistungserbringern sogar gesetzlich aufgegeben. Es gibt zwar Vorschläge für Qualitätskriterien, die sich in der Notaufnahme messen lassen, bislang ist jedoch nicht geklärt, welche dieser Kennzahlen tatsächlich etwas über die Ergebnisse und den Erfolg einer medizinischen Behandlung aussagen. Insbesondere fehlen Untersuchungen zu Spätfolgen einer Notaufnahmebehandlung.

Diese Wissenslücke möchte das Projekt ENQuIRE - Evaluierung der Qualitätsindikatoren von Notaufnahmen - auf Outcome-Relevanz für den Patienten schließen. In einer wissenschaftlichen Beobachtungsstudie werden - wenn die Patienten einverstanden sind und unter Wahrung des Datenschutzes - Behandlungsdaten auf Basis des Notaufnahmeprotokolls mit Abrechnungsdaten der Techniker Krankenkasse verknüpft. So können die Wissenschaftler untersuchen, in welchem gesundheitlichen Zustand die Patienten vor der Notaufnahmebehandlung waren und wie sich die Gesundheit danach entwickelt hat. An der freiwilligen Studie teilnehmen können TK-Versicherte, die aktiv aufgeklärt wurden und in die Teilnahme schriftlich eingewilligt haben.

Datenverknüpfungen von Patientendaten aus mehreren Quellen sind ein relativ neuer Ansatz in der medizinischen Forschung, der maßgeblich vom Institut für Sozialmedizin und Gesundheitsökonomie der Universität Magdeburg mitentwickelt wurde. Das Institut unter Leitung von Prof. Dr. Bernt-Peter Robra ist auch in diesem Projekt für die Methodik und das Datenmanagement verantwortlich. Zusätzlich werden ausgewählte Patientengruppen ein paar Monate nach der Notfallbehandlung zu ihrer (gesundheitsbezogenen) Lebensqualität befragt.

Prof. Walcher: „Nachdem wir uns schon seit vielen Jahren mit der standardisierten und elektronischen Dokumentation in Notaufnahmen befassen, ist eine Verknüpfung mit Krankenkassendaten der nächste konsequente Schritt, da nur so auch die Ergebnisqualität der Notaufnahmebehandlung beurteilt werden kann.“

Die Ergebnisse des Projekts ENQuIRE sollen die Grundlage für ein standardisiertes und umfassendes Qualitätsmanagement in den Notaufnahmen legen. Nur Kennzahlen, die eine Prognose für den Behandlungserfolg der Patienten gestatten, eignen sich als Qualitätsindikator im Sinne der Gesundheitspolitik.

Das von der Klinik für Unfallchirurgie des Universitätsklinikums Magdeburg initiierte Projekt wird gemeinsam mit den Konsortialpartnern Institut für Sozialmedizin und Gesundheitsökonomie der Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg, der Abteilung Medizinische Informatik der Carl-von-Ossietzky Universität Oldenburg, der Techniker Krankenkasse (TK) und dem WINEG (Wissenschaftliches Institut der TK für Nutzen und Effizienz im Gesundheitswesen), dem Institut für Forschung in der Operativen Medizin (IFOM) der Universität Witten Herdecke, dem Fachbereich Gesundheitswesen der Hochschule Niederrhein und dem Forschungsbereich Notfall- und Akutmedizin der Charité – Universitätsmedizin Berlin durchgeführt.Das Projekt ENQuIRE wird für 3,5 Jahre mit insgesamt ca. 3 Millionen Euro gefördert.

(Gemeinsame Pressemitteilung der Projektpartner)

Projektpartner:

Universitätsklinik für Unfallchirurgie
Universitätsklinikum Magdeburg A.ö.R.
Leipziger Straße 44
39120 Magdeburg
Univ.-Prof. Dr. med. Felix Walcher
Gesamt-Projektleitung

Otto-von-Guericke Universität Magdeburg
Institut für Sozialmedizin und Gesundheitsökonomie
Leipziger Str. 44
39120 Magdeburg
Univ.-Prof. Dr. med Bernt-Peter Robra, MPH
Methodische Projektleitung

Carl von Ossietzky Universität Oldenburg
Abt. Medizinische Informatik
Gebäude V04
26111 Oldenburg
Univ.-Prof. Dr. med. Rainer Röhrig

Charité – Universitätsmedizin Berlin
Charitéplatz 1
10117 Berlin
Univ.-Prof. Dr. med. Martin Möckel

Universität Witten-Herdecke
Alfred-Herrhausen-Straße 50
58448 Witten
Univ.-Prof. Dr. Rolf Lefering

Hochschule Niederrhein
Reinarzstraße 49
47805 Krefeld
Prof. Dr. med. Saskia Drösler

WINEG – Wissenschaftliches Institut der Techniker Krankenkasse
Bramfelder Str. 140
22305 Hamburg
Dr. med. Dirk Horenkamp-Sonntag

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